Kann man nicht einfach einen Sockel 2000 nehmen und den 10 Jahre lang durchlaufen lassen?
Auch die Aufrüster würden dann die neuen CPUs kaufen.
Aber das will man ja nicht.
Man möchte zu Hochpreisen verkaufen, nicht im Badewannnenboden.
Die Pin-Anzahl konstant zu halten wäre oft relativ einfach und wird in der Praxis ja auch beinahe gemacht: Intel hatte Sockel 1156, 1155, 1150, 1151, 1151 und 1200, AMD 939, 940, 940, 941, 905 und 904. Verglichen mit der Zahl der ohnehin ungenutzten Kontakte sind diese Unterschiede klein und die Athlon-64-Chips der letztgenannte Reihe gab es ohne technischen Änderungen auch noch im Sockel 754 sowie in den Sockeln F und C32 mit 1.207 Kontakten. Aber nur weil man die Kontakte gleich hält, hat man noch lange keine Aufrüstmöglichkeit. Sockel SP3, TR4, TRX4 und WRX8 nutzen zum Beispiel alle die mechanisch exakt gleiche Fassung, das gleiche CPU-Silizium und zumindest teilweise sogar die gleichen Packages, Intels 1151 (SKL) und 1151 (SKL) bekantermaßen ebenfalls. Aber das nützt wenig, wenn der Hersteller keine Kompatibilität geben will und die Firmware sperrt. Dieses Problem haben wir ja sogar innerhalb eines Sockels. Das es Zen 3 erst nur für X570 & B550 geben sollte, nach Shitstorm auch für B450 & X470 gab und er jetzt 1-2 Jahre später auch für B350 & X370 freigegeben ist, nachdem die Aufrüster angefangen haben, einfach auf Intel zu wechseln, hat natürlich nichts mit technischen Möglichkeiten zu tun, sondern ist reine Produktpolitik. In Gegenrichtung gibt es für Besitzer älterer Ryzens zum Beispiel bis heute keine sichere Möglichkeit, auf ein aktuelles B550-Board aufzurüsten, obwohl das technisch natürlich kein Problem wäre.
Aus Anwendersicht ist es in solchen Situationen sogar vorzuziehen, wenn der Hersteller ein paar einzelne Pins ändert oder einfach nur den Namen ändert (der Intels mobiler Sockel M nutzt z.B. genauso viele Pins wie der Vorgänger 479. Nämlich 47
8). Dann weiß man wenigstens auf den ersten Blick "das kann nicht gehen" und sitzt nicht einfach vor einem schwarzen Bildschirm. Teilweise hat der Hersteller aber auch einfach gar keine andere Wahl, da immer mehr CPU-interne Funktionen immer häufiger Änderungen an der Pinbelegung fordern. Die Sockel-1155-Plattform hat z.B. eine komplett andere Bildausgabe als LGA1156 und beide eine deutlich andere Stromversorgung als LGA1150, während LGA1151 in vieler Hinsicht wieder zum LGA1155-Muster zurückkehrte, aber halt DDR4-Signalqualität brauchte. Trotz der sehr ähnlichen Kontakte wäre es kaum möglich gewesen, die Plattformen vorausschauend zu vereinen. Als der 1156 konzipiert wurde, kannte man die Anforderungen und Möglichkeiten von 1150 und 1151 einfach noch nicht, umgekehrt würden diese reichlich redundante Strukturen mitschleppen, wenn sie alle Anforderungen/Eigenarten der Vorgänger mitschleppen würden. So etwas kostet einfach viel Geld und wir reden hier von Plattformen, mit denen auch PCs für 300 Euro gebaut wurden. Da kann man den Sockel nicht mal eben 30 Euro teurer machen für Aufrüster, die <5 Prozent der Käuferschicht ausmachen.