Hallo RyzA!
Glückwunsch zur schön gemachten Seite.
Sehr netter Umgangston und viele persönliche Informationen.
Ich wollte das auch mal machen mit meinen Autos und Mopeds, suche aber noch nach authentischen Bildern.
Da ich etwas älter bin und in Thüringen aufgewachsen, liest sich meine Computerhistorie etwas anders.
Angefangen hat es im Studium mit einem MC 80 - den ersten Computer, den ich je bedient und programmiert (Asssenbler) habe:
Der hatte einen Z80-Clone als Prozessor (U880) mit 2,4 MHz Taktfrequenz.
Der Monitor war grün leuchtend ohne Grafikfähigkeit.
Man konnte das später nachrüsten und Balken oder Meßwerte in einer durchgehenden Kurve anzeigen lassen.
Das Betriebssystem war maschineneigen.
Daten konnte man auf einer Datenkassette speichern (128kB) die von einem modernen Mehrmotorenlaufwerk gesteuert wurden.
Vorn war ein EEPROM-Programmierplatz mit welchem man 1kByte-EEPOROMs meist sowjetischen Typs programmieren konnte der rechte):
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Die EEPROMs entsprachen dem Intel i2708.
Die wurden hinten in einer Steckkarte vereint, wo 32 Stück drauf paßten, glaube ich.
Wenn man sich "verprogrammiert" hatte gab es in der Mitte oben eine kleine Kammer für 5 oder 6 Stück.
Da legte man die EEPROMs rein, nachdem man den Klebestreifen auf dem Fenster entfernt hatte, schaltete auf Löschen und - simsalabim - waren die Daten gelöscht.
Das Simsalabim könnte man mit UV-Licht ersetzen.
Außer in Assembler konnte man auch in Basic programmieren, was die Fehlersuche etwas einfacher machte.
Mit dem PC haben wir im Betrieb einen elektronisch gesteuerten Lichtmeßplatz für Scheinwerfer gebaut und damit die Lichtmeßstrecke im FER (Fahrzeugelektrik Ruhla) automatisiert.
Bis auf Einspannen und Ausspannen war der gesamte Meßablauf mit Meßwerterfassung, Meßpunktdurchschaltung und Speicherung völlig vom Rechner gesteuert.
Dann kam ein PC 1715:
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CPU: UA880 mit 2,4MHz,
RAM: 64kByte RAM (erweiterbar),
Monitor: 80x24 Zeichen bernsteinfarbene Anzeige in 2 Helligkeitsstufen,
Speicher: 2 x 5,25 Zoll Disketten mit 800 kB Kapazität,
Betriebssystem: CP/M, CP/A.
Das war der meistgebaute PC der DDR.
So um die 100.000 Stk sollen produziert worden sein.
Es lief alles von CP/M:
- Tabellenkalkulation (ähnlich Excel),
- Textverarbeitung (=Wordstar);
- Datenbanken (dbase) und
- Grafikprogramme mit Erweiterungskarte GM1.
Der PC war ziemlich unanfällig gegen äußere Einflüsse, sehr gut abgeschirmt (alle Außenteile Metall) und die Programme liefen zuverlässig.
Der Knackpunkt waren die Diskettenlaufwerke.
Links lief das Betriebbsystem und rechtes war die Daten-Floppy mit Programm.
Eine Floppy hat die unangenehme Eigenschaft von jetzt auf gleich festzugehen ohne jegliche Vorankündigung.
Bei einer Assembler-Programmierung sind mir mal am Tagesende 8 Stunden Programmierung einfach so unrettbar abgestürzt.
Seit dem mache ich öfter mal Sicherungskopien.
CP/A hat dann mit dem Diskettenformatwust aufgeräumt mit automatischer Formatierungserkennung beim Einlesen der Diskette.
Es gab keine Vorgaben bei CP/M uns so hatte man die freie Wahl bei der Formatierung mit Sektorzahl pro Spur (4 ... 26) und der daraus resultierenden Blockgröße.
Wußte man die nicht, konnte man eine unbekannte Formatierung bis dahin nicht einlesen.
Weiterhin war der PC 1715 ein wüstes Schaltkreisgrab:
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wie damals so üblich.
Unten links war der RAM.
Da haben wir mal einen Fehler gesucht im Herstellerbetrieb (Leinefelde).
Der trat immer nur nach einer gewissen Zeit auf.
Natürlich tat uns die Hauptplatine nicht den Gefallen, im Testprogramm auszufallen, bis einer von unserer Abteilung sagte: "Mach das Teil mal warm".
Nach 10s mit Föhn und Pappdeckel kam der Fehler
Schaltkreis gewechselt und ab gings nach Hause.
In dieser Zeit folgte noch der MC 80-32, eine Erweiterung des MC 80, welcher auch Pseudografik konnte.
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Der hatte endlich eine abgesetzte Tastatur mit Zahlenblock - unabdingbar für einen Techniker.
Allerdings konnte man damit locker jeden bösen Kapitalisten abwehren als Waffe.
Das Ding war 4 oder 5 cm hoch und schwer, wie ein Ziegelstein.
Im Büro der Computerabteilung im Scheinwerferwerk - auch heute noch eines der größten Europas - stand dann ein A 5130:
Links war das Beistell-Bandlaufwerk für Bänder, wie man sie von der alten IBM kennt.
Das schlimme an dem Teil war der Drucker.
Der hatte einen Sonnenraddruckkopf.
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Das war ein kleines Plastikrädchen hinter dem ein Hämmerchen saß.
Der gewählte Buchstabe wurde durch drehen eingestellt und dann schlug der kleine Hammer zu.
Die Lautstärke beim Drucken war so groß, daß es eine spezielle Schallschutzhaube gab, die den Lärm mindern sollte.
Ich bin bei langen Listen dann trotzdem raus gegangen.
Wir hatten auch einen Homecomputer, den KC 85/2 oder HC 900 im anderen Büro:
https://www.robotrontechnik.de/bilder/KleinComputer/KC85/KC85-2_k.jpg
Der war farbfähig und mit BASIC programmierbar.
Da hab ich mal eine 4er Matrixberechnung mit Derterminantenbestimmung durchgejagt und einen Fehler in der Konstruktion eines Scheinwerferglases gefunden.
Das war gar nicht so einfach, weil es an dem Glas nur einen rechten Winkel gab (Lada Samara oder so).
Wir haben dann eine Bezugsebene reingelegt und die Eckenkoordinaten angepaßt.
Saturn hatte uns gesagt, daß die eine Ecke um einge mm falsch angegeben war in der Zeichnungund das Werkzeug so undicht geworden wäre und sie hatte Recht.
Ich hab dann die 12 oder 15 Gleichungen reingehämmert und die Eckkoordinaten so lange angepaßt, bis die Determinante der Matrix 0 war.
Da war der Anfang meiner Computerlaufbahn in Ostdeutschland.
Wie man sieht, waren wir nur 5 Jahre hinter dem Westen her in den besten Zeiten.
Wir haben ja auch nur die Spitzenmarken, äh, nachgeahmt.
Der Rückstand wurde dann bis zur Wende aber immer größer.
IBM hatte längst den PS/2 mit 80386 rausgebracht, als bei uns nicht mal der XT mit 8086 (KW 1810WM 86 sowjetisch) richtig im anlaufen war (A 7100).
Nach der Wende wurde alles besser und schlechter.
Wenn ich Lust und Laune habe, erzähle ich Euch den nächsten Teil meiner Computergeschichte.
P.S.1: Nachtrag zum PC 1715
Das BIOS (oder der Zeichengenerator?) - links oben außen - war gesockelt und zog sich beim Erwärmen leicht aus der Fassung nach oben.
Da hab ich einfach zwei Löcher in die Zweilagenplatine (High-Tech) gebohrt und einen isolierten Draht darüber festgezurrt.
Das muß man heute mal mit einer Multilayerplatine machen.